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Stefania Wilczy\u0144ska wurde als Tochter von Julian Wilczy\u0144ski und Saloma von Walfisch am 26.05.1886 in Warschau geboren. So wie Korczak kam auch sie aus einer wohlhabenden und j\u00fcdischen Familie mit drei Schwestern und einem Bruder.
1909 bewarb sie sich bei Frau Stella Eliasbergowa f\u00fcr eine ehrenamtliche T\u00e4tigkeit im Waisenhaus auf der Franciszka\u0144ska Stra\u00dfe 2, das von dem Verein Hilfe f\u00fcr Waisen gegr\u00fcndet wurde. Wilczy\u0144ska zeichnete sich als eine sehr engagierte und talentierte P\u00e4dagogin aus. Schon in dieser Zeit begegnete sie Janusz Korczak zum ersten Mal, der mit der Zeit immer \u00f6fter in das Waisenhaus kam. (Nach Sachs lernten sich die beiden im Jahr 1910 in der Schweiz kennen und sprachen dabei viel \u00fcber P\u00e4dagogik und ihre besondere Beziehung zu Waisenkindern.)
Im Oktober 1912 zogen Korczak, Wilczy\u0144ska und 85 Waisenkinder in das vom Verein Hilfe f\u00fcr Waisen neu gebaute Waisenhaus Dom Sierot, in dem Korczak als Direktor und Wilczy\u0144ska als Haupterzieherin t\u00e4tig waren (Falkowska, 1997, S. 9).
Aufgrund der Einberufung Korczaks in den Krieg im Jahre 1914 blieb Wilczy\u0144ska allerdings schon nach kurzer Zeit allein mit den Kindern im Waisenhaus und trug dort anschlie\u00dfend vier Jahre lang die volle Verantwortung. Noch w\u00e4hrend der Abwesenheit Korczaks schrieb die Neue Zeitung (Nr. 267) im Juni 1916:
„Das Dom Sierot hat bereits den Ruf einer vorbildlichen erzieherischen Institution. Das gesamte Besch\u00e4ftigungssystem, die Arbeitsteilung und der Tagesplan basieren auf den Grundlagen einer modernen P\u00e4dagogik, die hervorragende erzieherische Ergebnisse hervorbringt.“ („Nowa Gazeta“ zitiert in Ungermann, 2006, S. 492, 493).
Neben der Erziehungst\u00e4tigkeiten und der Organisation im Dom Sierot betreute Wilczy\u0144ska die angehenden Erzieher. Sie lud sie dazu ein, das Kind und seine Umgebung kennenzulernen und die gemachten Beobachtungen zu notieren. Sie selbst beobachtete w\u00e4hrenddessen die Auszubildenden und ihre Beziehungen zu den Kindern und Mitarbeitern (Falkowska, 1997, S. 17).
Des weiteren besuchte Wilczy\u0144ska w\u00f6chentlich das Sommerhaus R\u00f3\u017cyczka (gegr\u00fcndet 1921), um dort nach dem Rechten zu sehen. Sp\u00e4ter im Jahre 1928 engagierte sie sich bei der Gr\u00fcndung des Kindergartens auf dem Gel\u00e4nde des Winterhauses. In den Jahren 1926 bis 1933 kooperierte sie daneben mit der Zeitung Kleine Rundschau, in der sie die Kleine Ecke betreute, die f\u00fcr die Korrespondenz der Allerj\u00fcngsten gedacht war (Falkowska, 1997, S. 18).
Am 1. Juli 1937 zog Wilczynska aus dem Dom Sierot in ein kleines, aber eigenes und ruhiges Zimmer. Obwohl sie nun darauf angewiesen war, Geld zu verdienen, war sie mit ihrer Entscheidung gl\u00fccklich. (Falkowska, 1997, S. 28ff.).
Im Jahr 1937 nahm sie eine halbj\u00e4hrige T\u00e4tigkeit als Referentin f\u00fcr CENTOS auf, in der sie sich zur wichtigsten Aufgabe gemacht hatte, Internate in ganz Polen zu besuchen (ebd., S. 29). Ihre Besuche k\u00fcndigte sie an und erw\u00e4hnte aber auch immer, dass sie nicht als Kontrollorgan, sondern als nur als Beraterin k\u00e4me. Sie wohnte w\u00e4hrend dieser Zeit auf dem Internatsgel\u00e4nde und schaute z. B. nicht, was die Kinder a\u00dfen, sondern wie sie es taten. So konnte sie erkennen, ob die Kinder an Hunger litten oder nicht. Sie achtete daneben auf die Schlafsituation und den Zustand der sanit\u00e4ren Anlagen. Au\u00dferdem war es ihr besonders wichtig, dass die Bindung an die Familie der Kinder trotz deren Internatsaufenthalt gew\u00e4hrleistet wurde (Godel-Ga\u00dfner & Krehl, 2013, S. 64). Doch bereits zum Jahresende erhielt Wilczy\u0144ska die Ausreise- und Aufenthaltserlaubnis f\u00fcr Pal\u00e4stina. Sie beabsichtigte, nur unter der Bedingung nach Polen zur\u00fcckzukehren, wenn ihre Arbeit in Ejn Harod keinen Nutzen bringen w\u00fcrde. Das Haus und Korczak verlie\u00df sie ihrer Meinung nach in einem sehr schlechten Zustand, wor\u00fcber sie auch traurig war. Im M\u00e4rz 1938 traf sie in Pal\u00e4stina in Ejn Harod ein, um dort ihre Erfahrung an j\u00fcngere P\u00e4dagogInnen weiterzugeben. \u00dcber ihre Erfahrungen in Ejn Harod schrieb sie in den Briefen an die Kinder in Warschau, welche in der Kleinen Rundschau ver\u00f6ffentlicht wurden (Falkowska, 1997, S. 31ff.).
Bei Kriegsausbruch im Jahre 1939 machte sich Wilczynska auf den R\u00fcckweg nach Warschau. Sie vertraute sich einer Freundin an, dass sie nicht in der Lage w\u00e4re, sich an die Kinder in Ejn Harod zu binden, und ohne Liebe k\u00f6nnte man nicht erziehen. 1940 schrieb sie ihrer Freundin Fejga Lifszyc, sie w\u00e4ren im Dom Sierot wohl auf, und dass sie nicht nach Pal\u00e4stina kommen w\u00fcrde, weil sie ohne ihre Kinder nicht fahren wollte. (Falkowska, 1997, S. 32, 33). Ihre ganze Energie steckte Wilczy\u0144ska nun in die Bewahrung der p\u00e4dagogischen und organisatorischen Kontinuit\u00e4t im Dom Sierot.
Trotz zunehmend katastrophaler Verh\u00e4ltnisse schaffte sie es, den Kindern ein den Umst\u00e4nden entsprechendes angenehmes Zuhause zu bereiten. Sie k\u00fcmmerte sich stets um das physische, psychische und moralische Wohlbefinden ihrer Z\u00f6glinge. Bis zur letzten Stunde war Wilczy\u0144ska eine feste St\u00fctze sowohl f\u00fcr Korczak, als auch f\u00fcr die Kinder und die MitarbeiterInnen.
„\u2026bis zum letzten Moment werden wir alle zusammen sein.“ (Zit. in Falkowska, 1997, S. 36). <\/p>
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